Montag, 31. August 2015

Als Rüdiger Dahlke in mein Leben trat

Anfang der Neunziger Jahre fiel mir auf dem Tisch einer großen Buchhandlung in einer Universitätsstadt ein Titel ins Auge. Es war das Buch „Krankheit als Weg“ von Thorwald Dethlefsen und Rüdiger Dahlke, das schon einige Jahre zuvor erschienen war und zu dem Zeitpunkt wohl erstmals als Taschenbuch herausgegeben wurde. Ich blätterte ein wenig darin herum und las etwas quer. Schließlich legte ich es wieder weg, weil ich auf der Durchreise war und mich nicht mit dem Gewicht eines Buches belasten wollte. Aber der Gedanke an die dort niedergeschriebenen Ideen verließ mich nie mehr.
Jahre später, ich lag auf einer Trage und wurde gerade in die Notaufnahme eines Krankenhauses verfrachtet, sagte es der Oberarzt, der mich aufnahm, zu mir. „Jede Krankheit hat eine seelische Ursache.“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht nur das erwähnte Buch, sondern auch noch andere Werke von Dahlke und weiteren Autoren zu dem Thema gelesen. Und ich wusste eigentlich sehr genau, warum es mir zu dem Zeitpunkt so ging, wie es mir ging.

In meiner Kindheit und Jugend hatte ich nie von „seelischen Ursachen von Krankheiten“ gehört. Krank wurde man, weil man sich irgendwo angesteckt hatte. Weil die eigenen Abwehrkräfte zu schwach waren. Weil es eben Schicksal war und Gott oder das Karma eben vorsahen, dass man daran zu leiden habe.
Aber krank sein, weil man sich „krank gedacht“ hatte, war eine völlig neue Idee für mich. Als erstes schloss ich einen Vertrag mit meiner Seele, dass wir einen Weg aus dieser Krankheit finden würden, ohne dabei meinen Körper zu zerstören.

Meine Seele musste sich noch oft über meine Begriffsstutzigkeit wundern. Ja, man muss mir Dinge schon sehr geradeheraus und direkt sagen, damit ich sie verstehe. Sachen mit Schnörkeln dran und blumigen Umschreibungen sind nicht so mein Ding.
Was mir relativ schnell einleuchtete, war der Zusammenhang zwischen Blase und Tränen. Wer Gefühle nicht zulässt und Tränen unterdrückt, bekommt Probleme mit der Blase, hieß es bei Dahlke. Auch Louise Hay spricht vom „Überlaufen“ des Ausscheidungsorgans. Irgendwo muss das Wasser ja schließlich raus.
Als mich allerdings eine Ärztin mal danach fragte, ob ich Probleme beim Wasserlassen hätte, ging ich unvorsichtigerweise davon aus, dass sie diesen Absatz des Dahlkeschen Buches kennen würde. Sie kannte ihn nicht und meine Antwort: „Nein, brauche ich nicht. Ich weine regelmäßig“ führte dazu, dass sie „Patientin leidet unter Depressionen“ in meine Krankenakte eintrug, woraufhin mir beinahe täglich stimmungsaufhellende Medikamente und Schlaftabletten vom Krankenhauspersonal angeboten wurden. Seitdem hüte ich mich davor, bei normalen Medizinern allzu viel Wissen über Psychosomatik vorauszusetzen.


Zur Beruhigung für Herrn Dahlke sei noch erwähnt, natürlich habe ich sein Buch später noch käuflich erworben. Und gelesen. Und danke noch mal, für den Mut, es zu schreiben.