Anfang der
Neunziger Jahre fiel mir auf dem Tisch einer großen Buchhandlung in einer
Universitätsstadt ein Titel ins Auge. Es war das Buch „Krankheit als Weg“ von Thorwald
Dethlefsen und Rüdiger Dahlke, das schon einige Jahre zuvor erschienen war und zu
dem Zeitpunkt wohl erstmals als Taschenbuch herausgegeben wurde. Ich blätterte
ein wenig darin herum und las etwas quer. Schließlich legte ich es wieder weg, weil
ich auf der Durchreise war und mich nicht mit dem Gewicht eines Buches belasten
wollte. Aber der Gedanke an die dort niedergeschriebenen Ideen verließ mich nie
mehr.
Jahre später, ich
lag auf einer Trage und wurde gerade in die Notaufnahme eines Krankenhauses
verfrachtet, sagte es der Oberarzt, der mich aufnahm, zu mir. „Jede Krankheit
hat eine seelische Ursache.“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht nur das erwähnte
Buch, sondern auch noch andere Werke von Dahlke und weiteren Autoren zu dem
Thema gelesen. Und ich wusste eigentlich sehr genau, warum es mir zu dem
Zeitpunkt so ging, wie es mir ging.
In meiner Kindheit
und Jugend hatte ich nie von „seelischen Ursachen von Krankheiten“ gehört. Krank
wurde man, weil man sich irgendwo angesteckt hatte. Weil die eigenen
Abwehrkräfte zu schwach waren. Weil es eben Schicksal war und Gott oder das
Karma eben vorsahen, dass man daran zu leiden habe.
Aber krank sein,
weil man sich „krank gedacht“ hatte, war eine völlig neue Idee für mich. Als
erstes schloss ich einen Vertrag mit meiner Seele, dass wir einen Weg aus
dieser Krankheit finden würden, ohne dabei meinen Körper zu zerstören.
Meine Seele musste
sich noch oft über meine Begriffsstutzigkeit wundern. Ja, man muss mir Dinge
schon sehr geradeheraus und direkt sagen, damit ich sie verstehe. Sachen mit
Schnörkeln dran und blumigen Umschreibungen sind nicht so mein Ding.
Was mir relativ
schnell einleuchtete, war der Zusammenhang zwischen Blase und Tränen. Wer
Gefühle nicht zulässt und Tränen unterdrückt, bekommt Probleme mit der Blase,
hieß es bei Dahlke. Auch Louise Hay spricht vom „Überlaufen“ des
Ausscheidungsorgans. Irgendwo muss das Wasser ja schließlich raus.
Als mich allerdings eine Ärztin mal danach fragte, ob ich Probleme beim Wasserlassen hätte, ging ich unvorsichtigerweise davon aus, dass sie diesen Absatz des Dahlkeschen Buches kennen würde. Sie kannte ihn nicht und meine Antwort: „Nein, brauche ich nicht. Ich weine regelmäßig“ führte dazu, dass sie „Patientin leidet unter Depressionen“ in meine Krankenakte eintrug, woraufhin mir beinahe täglich stimmungsaufhellende Medikamente und Schlaftabletten vom Krankenhauspersonal angeboten wurden. Seitdem hüte ich mich davor, bei normalen Medizinern allzu viel Wissen über Psychosomatik vorauszusetzen.
Als mich allerdings eine Ärztin mal danach fragte, ob ich Probleme beim Wasserlassen hätte, ging ich unvorsichtigerweise davon aus, dass sie diesen Absatz des Dahlkeschen Buches kennen würde. Sie kannte ihn nicht und meine Antwort: „Nein, brauche ich nicht. Ich weine regelmäßig“ führte dazu, dass sie „Patientin leidet unter Depressionen“ in meine Krankenakte eintrug, woraufhin mir beinahe täglich stimmungsaufhellende Medikamente und Schlaftabletten vom Krankenhauspersonal angeboten wurden. Seitdem hüte ich mich davor, bei normalen Medizinern allzu viel Wissen über Psychosomatik vorauszusetzen.
Zur Beruhigung für
Herrn Dahlke sei noch erwähnt, natürlich habe ich sein Buch später noch
käuflich erworben. Und gelesen. Und danke noch mal, für den Mut, es zu schreiben.
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