Sonntag, 7. Februar 2016

Alles auf Anfang oder warum ich nicht mehr aus Höflichkeit zu allem Ja sage

Dieses Jahr verspricht, ein spannendes zu werden. Als ich kurz vor Silvester noch einmal Karten zog – und ja, ich oute mich hiermit als Karten-Junkie – bekam ich die Karte 0, den Narr. Diese Karte kündigt einen Quantensprung an, sie fordert uns auf, alles Alte zurückzulassen und mutig nach Vorne zu sehen, sie setzt alles auf Anfang.
So vorgewarnt machte ich mich bereit für die Dinge, die da nun kommen wollten. Es war dann wie immer, letzten Endes hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht mit dem, was tatsächlich um die Ecke bog. Es fiel mir das erste Mal richtig auf, als ich eine Einladung zu einer Feier am Karfreitag bekam. Wer mich kennt, weiß, ich faste. Also esse ich am Karfreitag kein Fleisch, meist auch keinen Fisch, keinen Kuchen, keine anderen Süßigkeiten. Alkohol und Kaffee trinke ich an dem Tag auch nicht. Davon kann jeder halten, was er will, ich mache das so.
Meiner potentiellen Gastgeberin gegenüber habe ich diesen Standpunkt verdeutlicht, vor allem, da ich weiß, dass diese Familie ein Problem damit hat, wenn man dem, was in Deutschland als Standard-Essen angesehen wird, abgeneigt ist. „Es gibt Fleisch, also isst man es auch“ ist nun mal nicht so meins.
Die zweite Gelegenheit war ein Arbeitstreffen, zu dem es Kaffee und Kuchen gab. Extra für diesen Anlass gebacken. Früher hätte ich, allein schon aus Höflichkeit und um die Mühe des Backens zu würdigen, ein Stück gegessen. Aber an dem Tag war mir einfach nicht nach Kuchen. Ich lehnte ab.
Versteht mich richtig. Ich rede niemandem rein, was er essen soll oder nicht. Ich sitze nicht auf Feiern und halte Vorträge darüber, was gesund oder ungesund ist oder doziere über jeden Bissen, der da auf den Tellern liegt. Was andere essen, ist nicht mein Problem.
Aber ich möchte selbst darüber entscheiden, was ich zu mir nehme. Ich mag es nicht, wenn ich vorwurfsvoll angesehen werde, wenn ich mir kein Fleisch vom Büffet nehme. Es ist nett von euch, mich einzuladen. Es ist gut gemeint, wenn ihr kocht und backt. Aber bitte akzeptiert, dass davon nicht alles gut für mich ist und dass ich selbst am besten weiß, was das ist.
Und wenn all die, die ständig über ihr Gewicht jammern und sich im selben Atemzug einen Softdrink runterkippen oder zur Schokolade greifen, sich mal wieder persönlich angegriffen fühlen, kann ich ihnen leider nicht weiterhelfen.
Ihr wisst, dass dieses Essen nicht gut für euch ist. Ihr könntet es lassen. Es ist eure Entscheidung, es trotzdem zu essen. Dazu sage ich nichts. Wenn mein Verhalten euch an euer schlechtes Gewissen erinnert, müsst ihr sehen, wie ihr damit klar kommt. Ich habe noch nie gerne Kuchen gegessen, also werde ich jetzt nicht damit anfangen, nur damit ihr euch nicht schlecht fühlen müsst. Das ist euer Ding, nicht meins.

Ein erster Schritt Richtung Quantensprung…