Als Christ habe ich
gelernt, helfe, wo Hilfe gebraucht wird. Als Freiwillige für die Arbeit mit
Flüchtlingen gesucht wurden, habe auch ich mich gemeldet und landete beim Trupp
für die Deutschkurse. Meine ersten Schüler, ein afghanisches Ehepaar mit sieben
Kindern. Er kann ein kleines bisschen Deutsch, kein Englisch, aber immerhin
seine eigene Schrift lesen, weil er wenigstens einige Jahre zur Schule gegangen
ist. Seine Frau, Laila, kann nicht mal das. Also beginne ich mit der
Alphabetisierung. Wieder und wieder gehen wir die Buchstaben durch, üben das
Silbenerfassen, das Lesen einzelner Worte. Es ist hart. Manchmal ist am
Donnerstag wieder vergessen, was am Dienstag noch so toll klappte. Doch wir
geben nicht auf. A, B, C,…drei Monate lang. Wieder und wieder.
Eines Tages ist es
soweit. Wir blättern eine Seite unseres Lehrbuches um, ein neuer Text, Laila
ist dran. Ich halte den Atem an. Da, etwas stockend noch, aber verständlich, Laila
liest. Nach Monaten harter Arbeit, unendlich vielen Tassen Tee und noch mehr Beulen
auf der aus Verzweiflung auf die
Tischplatte geschlagenen Stirn, sie hat es geschafft. Laila liest. Mein
vielleicht schönstes Weihnachtsgeschenk.

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